Projekt

Ökobilanzierung von Lebensmitteln für die Stadt Zürich

Die Stadt Zürich möchte den Umweltfussabdruck ihrer Verpflegungsdienstleistungen reduzieren. Carbotech begleitet das Projekt und hat für sämtliche Lebensmittel der städtischen Beschaffung eine Ökobilanz gerechnet und ein Monitoring-Konzept erstellt.

Ausgangslage

Die Stadt Zürich hat sich zum Ziel gesetzt, den Umweltfussabdruck ihrer Verpflegungsdienstleistungen innerhalb von zehn Jahren um 30% zu reduzieren. Die Tragweite dieser Zielsetzung ist signifikant: mit 450 Verpflegungsbetrieben und rund sieben Millionen bereitgestellten Menus pro Jahr hat die Stadt Zürich die Möglichkeit, eine relevante Veränderung der Umweltbelastung herbeizuführen und für andere Städte eine Vorbildfunktion zu übernehmen.

Um dieses und andere Ziele der «Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich» anzustreben, muss der aktuelle Umweltfussabdruck aufgezeigt und Verbesserungen in der Zukunft beurteilt werden können. Carbotech hat gemeinsam mit myclimate die Umweltbelastung des Warenkorbs 2020 der städtischen Lebensmittel Beschaffung berechnet sowie ein Monitoring-Konzept für die Folgejahre entwickelt. Dazu wurden über 24’000 Artikel auf ihre Gesamtumweltbelastung, Treibhausgasemissionen und Artenverlustpotenzial hin bewertet. Die Daten sind so aufbereitet, dass Ergebnisse nach verschiedenen Dimensionen ausgewertet werden können und ein Monitoring über zukünftige Jahre effizient möglich sein wird.

Vorgehen

Die Beschaffung der Stadt Zürich hat eine umfangreiche Artikelliste zur Verfügung gestellt. Sämtliche Artikel werden so kategorisiert, dass ein Abgleich mit Inventaren aus bestehenden Datenbanken möglich ist. Auch Herstellung, Weiterverarbeitung, Verpackungstyp und Transportdistanz werden erfasst. Für verarbeitete Produkte werden die Rezepturen nachgebildet. Insgesamt wird eine Zuordnung für rund 24’000 Produkte erstellt. Im Anschluss werden für jeden Artikel die definierten Indikatoren (CO2eq, Umweltbelastungspunkte, Biodiversität, kumulierter Energieaufwand) berechnet.

Gemeinsam mit der Stadt Zürich werden Produktgruppen von besonderer Relevanz definiert – aufgrund ihrer Umweltwirkung oder der Gesamtmenge in der Beschaffung. Für diese Gruppen werden vertiefte Analysen durchgeführt und auch mögliche Alternativen berechnet. Beispielsweise eine Gegenüberstellung von biologisch und konventionell produziertem Gemüse. Schlussendlich können aus den erweiterten Analysen die Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Darstellung ueber Umweltbelastungspunkte pro Kilogramm Lebensmittel
Abbildung 1: Umweltbelastungspunkte nach Kilogramm

 

Beispiel: Ökologische Analyse von Brot
Brot ist ein wichtiger Energielieferant und enthält in der Vollkornvariante viele Vitamine und Mineralien. In der Schweiz werden pro Tag und Person im Durchschnitt 50g Brot konsumiert – das macht 18kg pro Jahr.

Aus ökologischer Sicht sind Brote den Butterbackwaren wie Zopf, Weggli oder Gipfeli vorzuziehen. Letztere weisen beispielsweise gegenüber einem Roggenbrot eine mehr als doppelt so hohe Umweltbelastung auf. Dabei wird rund die Hälfte der Umweltbelastung durch die enthaltene Butter verursacht. Weitere 10% stammen von den Eiern. Bei herkömmlichen Broten stammt die Umweltbelastung fast ausschliesslich (rund 95%) aus der Herstellung, also dem landwirtschaftlichen Anbau.

Mehr Informationen zur Ökologischen Analyse von Brot finden sich im Merkblatt.

Exkursion: Blinde Flecken der Ökobilanz
In der Ökobilanzierung schneiden Bio-Produkte oftmals schlechter ab als Produkte konventioneller Landwirtschaft. Um beim Beispiel von oben zu bleiben: Ein Bio-Weizenbrot verursacht die grössere Umweltbelastung als ein Brot aus konventionellem Weizen. Der Grund liegt an tieferen Erträgen bei vergleichbaren Feldemissionen (insbesondere Ammoniak und Nitrat). Aspekte wie Bodenqualität, Strukturvielfalt und ähnliches – welche beim Bio-Anbau wesentlich besser ausfallen – werden in der Ökobilanz nicht adäquat berücksichtigt. Somit sind auf Ökobilanzen begründete Gegenüberstellungen von biologischen und konventionellen Produkten mit Vorsicht zu geniessen.

Resultate
Die relevanten Resultate der Untersuchung sind numerischer Natur: Wie viele Co2 äquivalente und Umweltbelastungspunkte werden in den städtischen Verpflegungsbetrieben durch welche Lebensmittel verursacht? Es lassen sich aber auch allgemeingültige Aussagen ableiten. Dies sind keine neuen Erkenntnisse, deshalb sind sie aber nicht weniger relevant:

  • Pflanzliche Proteinquellen schneiden grundsätzlich besser ab als tierische – selbiges gilt für Milchprodukte und ihre pflanzlichen Alternativen.
  • Gerade bei Beeren, Südfrüchten und Zitrusfrüchten werden oftmals problematische Pestizide eingesetzt. Ein Kauf von Bio-Produkten kann hier einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung leisten.
  • Kartoffelprodukte sind aus Umweltsicht gemeinhin den anderen Kohlenhydraten vorzuziehen – leider sind Pommes hiervon ausgeschlossen.
  • Wenn Gemüse ausserhalb der Saison gekauft wird, dann am besten gefroren, getrocknet oder konserviert.
  • Auf Flugtransporte sollte möglichst verzichtet werden. Ansonsten sind Transporte oftmals wenig relevant für die Bilanz eines Produkts.
Darstellung ueber Umweltbelastungspunkte nach eingakufter Menge an Lebensmittel der staedtischen Lebensmittelbeschaffung der Stadt Zuerich
Abbildung 2: Umweltbelastungspunkte nach eingekauften Mengen


Aussicht
Die Daten der Stadt Zürich dienen dem Monitoring und dem Ableiten von Handlungsfeldern. Um unterschiedliche Analysen durchführen zu können sind die Daten in einem benutzerfreundlichen Tool hinterlegt. Wir dürfen die Stadt weiterhin begleiten, Handlungsempfehlung aussprechen, bei der Umsetzung unterstützen und den Erfolg messen.

Weitere Informationen
Die Strategie für eine nachhaltige Ernährung der Stadt Zürich kann hier eingesehen werden. Auf der Webseite finden sich auch Handlungsempfehlungen für Privatpersonen, Angebote für Gastronomiebetriebe und eine detaillierte Auflistung der Handlungsfelder der Stadt Zürich.

 

Zeitraum

2021-2022

Dienstleistung

Ökobilanzen

ScreeningLCA

Kund*in

Stadt Zürich – Gesundheits- und Umweltdepartement

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